pocetnyi doktor (Ehrendoktor der Akademie für Chorkunst Moskau)
Musikdirektor FDB / Komponist / Buchautor / Moderator
Aktuelles
Chorleiter-Weiterbildung in Montabaur
Montabaur - ein sympathischer Ort sich künstlerisch auszutauschen
Montabaur. Zum Wochenend 23. / 24. Januar 2016 hatte der Chorverband Rheinland-Pfalz e.V. zur Chorleiter-Jahrestagung nach Montabaur geladen. In Kooperation mit dem Chorverband hatte auch der Fachverband Deutscher Berufschorleiter e.V. (FDB) seine Mitglieder zum XVII. Großen Symposium gleichfalls nach Montabaur eingeladen. Aufgrund des dem Einladungsschreiben beigefügten Programmes wollte ich mir die interessanten Workshops nicht entgehen lassen und stimmte der Einladung zu.
Sehr frühzeitig (03:30 Uhr) bin ich aufgestanden und bin mit der gemütlichen Regionalbahn (Nord-West) Borken-Essen und von dort mit dem pfeilschnellen ICE in das rund 30.000 Einwohner zählende Städtchen Montabaur angereist. Tagungsort war das Musik-Gymnasium der Stadt.
Michael Rinscheid hatte als Verbandschorleiter des Chorverbandes Rheinland-Pfalz und als Vorsitzender des Berufschorleiter-Fachverbandes die Einladung unterschrieben, in der es hieß:
"...die herausragende Veranstaltungn hat Symposiumscharakter; sie ist Chorleiterfortbildung, Verlagsmesse und Festival in einem und bietet eine Plattform für den Austausch aller Akteure der Chorszene; gleichsam Branchentreff,Workshop-Event mit 17 Workshops, Reading Sessions, Noten- und Ideenbörse, kurzum: Kongresscharakter!"
Und in der Tat - es war so. Zunächst einmal muss ich "die leider auch bei dieser Tagung vorherrschenden "englischen Headlines" wie "Warm-Ups" und "Workshops" kritisieren. Warum eigentlich nicht "Einstimmen" und "Arbeitskreise"? Wer da wem seine "großartigen Englischkenntnisse" unnötigerweise auftischen wollte, weiß der Teufel!
Ich hatte mir zunächst folgendes Arbeitsgebiet (Workshop) ausgewählt: "Literatur für Leistungssingen" mit Willi Kastenholz. Es wurden vorwiegend weniger bekannte, aber ästhetisch anspruchsvolle Chorwerke aus Klassik / Romantik und Gegenwart exemplarisch vorgestellt und angesungen. Willi Kastenholz hat die Teilnehmer zwei Stunden lang bestens unterhalten.
Das zweite Workshop nannte sich schlicht "Quartonal". "Quartonal" wurde 2006 von vier ehemaligen Mitgliedern der Chorknaben Uetersen gegründet und zählt heute zu den besten klassischen Vokalensembles Deutschlands. Das Quartett deckt mit seinem Repertoire einen Großteil des Spektrums ab, welches die internationale A-cappella-Literatur für ihre Besetzung hergibt: Renaissance-Madrigale, Werke der Romantik und zeitgenössische Kompositionen, teilweise speziell für Quartonal geschrieben, gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie Close Harmony und Pop-Arrangements. Ein äußerst informativer Workshop.
Mich interessierten allerdings eigentlich noch mehr die Themen "Choreographie" und "Chorpräsentation". Also trug ich mich da ein; zunächst bei "Choreographie". Dieser Workshop wurde geleitet von der jungen Miriam Umhauer. "Lieder nicht nur zu singen, sondern zu leben, mit soviel Ausdruck und Energie wie möglich auf die Bühne zu bringen und dadurch das Publikum zu berühren und mitzureißen, das ist schon immer mein Motto" - so ihr Credo. Mit meinen 73 Lenzen war ich da doch wohl fehl am Platze und sah und erlebte genau das, was ich am Wochenende bei den großen TV-Shows und dem "Deutschen Fernsehballett" sehen kann. Dieses "Herum-Gehüpfe" ist sicherlich für junge Chöre zum Nachmachen geeignet; das können die meisten unserer Chöre mit ihrem hohen Altersdurchschnitt aber nicht nachvollziehen, wenn sie denn authentisch bleiben möchten und (!) auch müssen. Und, wenn wir ehrlich sind: wenn diese "Tänzerische Chormusik" nicht profihaft dargeboten wird, dann wollen das die meisten Zuhörer (und Zuschauer) auch nicht sehen!
Das Thema "Chorpräsentation" mit dem Ehepaar Dorothee Fontein (Tänzerin) und Prof. Dr. Hans Frambach (Dirigent und Sänger) war da "für mich wie auf den Leib zugeschnitten". Aus diesem "Programm" konnte und kann j e d e r Chor - gleich welcher Altersstruktur - etwas Positives und Brauchbares für sich "mit nach Hause nehmen". Positionen wie "Stand", "Aufstellung" und "Einstellung" - viele Praxisbeispiele und aktive Übungen gaben Nützliches für jeden Chor, wie er mit einfachen Regeln und Mitteln ein einheitliches Wirken auf der (Konzert-)Bühne erzielen kann.
Ob mit oder ohne Choreographie: eine perfekte Bühnenpräsenz entsteht über einen gemeinsamen Plan, kooperative Einstellungen, detaillierte Absprachen und gute Kommunikation. Nicht müde wurden die Referenten, darauf hinzuweisen und darauf zu bestehen, dass - auch ältere Sängerinnen und Sänger - unbedingt auswendig singen müssten. Nur so und durch ständiges Üben von bestimmten, vereinbarten Positionen könne eine perfekte Bühnenpräsenz entstehen.Und dieses Üben müsse mehrfach vollzogen werden und sich keineswegs auf die Generalprobe beschränken. Dieses Üben sei ebenso wichtig wie das Erlernen des Musikprogramms. Dieses Künstler-Ehepaar hat mich übertzeugt und begeistert.
Gern habe ich mich dann "nach harter Tagesarbeit" auf mein wunderbares Zimmer im ebenso wundervollen *** Hotel Am Peterstor in der Innenstadt von Montabaur zurückgezogen.Dort hatten auch einige wichtige Referenten Quartier bezogen. Es war eine sehr "ruhige Herberge" mit sehr großen Zimmern mit Blick auf das "erleuchtete Schloß" und am Morgen mit einem köstlichen Frühstück. In diesem Hotel wurden wirklich nahezu alle Wünsche erfüllt, wenngleich der Zimmer-Übernachtungs-Preis mit € 73,00 auch nicht allzu preiswert war. Es hat sich allerdings in jedem Fall gelohnt!
MONTABAUR WAR WIRKLICH EINE REISE WERT.